von Greer Hendricks & Sarah Pekkanen

 

Neuerscheinung 2020 beim Rowohltverlag

Jess, knappe 30, Visagistin in New York und chronisch knapp bei Kasse, schleicht sich als Probandin Nr 52 in eine psychologische Studie ein. Ihr Beweggrund: diese Ethik- und Moralstudie ist extrem gut bezahlt und hört sich nach leichtverdientem Geld an. Und so findet sie sich zu einer anonymisierten Befragung vor dem PC in einem Uni-Gebäude ein und erzählt aus ihrem Leben.

Lydia, Doktor der Psychologie, sitzt am anderen Ende der Studie und ist fasziniert von Jess und ihren Antworten, und bietet ihr an, die Studie im „real life“ fortzusetzen. Und somit beginnt ein makaberes Spiel, in dem Jess als Lockvogel für verschiedene manipulative Experimente dient, und sich immer tiefer in Lydias Privatleben verwickelt. Und bald schon ist sie – Achtung, Zitat Klappentext: „gefangen in einem Netz aus Täuschung und Eifersucht“ , und muss erkennen, „dass manche Obsessionen tödlich sein können.“.

Allein mit der Klappentextbeschreibung war ich schon eingefangen, und musste das Buch lesen. Psychologische Experimente finde ich generell spannend, und der Plot klang vielverheissend. Das Buch fing auch vielverheissend an. Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Lydia und Jess erzählt, und ist sehr flüssig und emotional geschrieben. Dieser Erzählstil erlaubt es natürlich, aus verschiedenen Perspektiven zu berichten, und das steigert die Spannung.

Und jetzt kommt aber mein grosses Aber: das Buch ist knapp 450 Seiten stark, und die erste Hälfte geht es nur um die Ethikstudie und darum, die Figuren mitsamt ihren familiären Hintergründen detailliert einzuführen. Und das zieht sich, denn so abstrus ist die Studie nicht. Es geht um Lügen, Gewissensbisse, generelle moralische Wertvorstellungen, um die Leichen, die jeder von uns im Keller hat, und ja, die sind interessant, vor allem, wenn Jess detailliert Beispiele aus ihrem Privatleben bringt, aber ich hab echt auf Thriller, Action und die angekündigten Obsessionen gewartet. In der zweiten Hälfte sind wir dann den Obsessionen näher gekommen, und es wurde auch spannender, aber ich fand es jetzt nicht wirklich überzeugend. Gut, wie man sich denken kann, wird Jess ziemlich manipuliert, aber jetzt auch nicht so, dass es da keinen Ausweg mehr geben könnte – ich hab mir ständig gedacht, Mädel, wenn es dir alles zu viel wird, dann zeig die Dottoressa doch an und steig aus, aber hm, das ist natürlich nicht passiert. Jess spielt dann irgendwann ihr eigenes Spiel, und es kommt – natürlich – zu einem Showdown.

Aaaaaalso, einerseits war der Roman spannend genug, um mich bei Stange zu halten, und um mit Jess mitzufühlen (wen ich ihr schon fast Ratschläge erteile, na, dann war ich natürlich dabei), andererseits fand ich den Plot irgendwann nicht mehr wirklich glaubwürdig. Und ich hab auch bis zuletzt auf noch einen wirklichen Knaller gewartet. Ich tu mich ein wenig schwer mit der Bewertung. Es war definitiv nicht schlecht, aber hat bei mir auch keinen Wow-Effekt hinterlassen.

Das Buch wird gerade als Serie adaptiert und war/ist  in den USA ein Bestseller, aber mich hat es nicht wirklich geflasht.

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