von Annemarie Regez

erschienen 2023 beim Gmeiner Verlag

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Ich liebe den Lago Maggiore, und von daher ist mir der Titel ins Auge gestochen 😊 – musste ich lesen!

Hierum geht es: In einer Physiotherapiepraxis in Locarno am Lago Maggiore gibt’s einen Mord. Ein Patient wird erdrosselt auf der Therapieliege aufgefunden. Der Tote war ein unbeliebter reicher Wichtigtuer, von daher ist die Liste der Verdächtigen lang – eigentlich konnte ihn niemand leiden. Der Kreis der Verdächtigen beinhaltet daher alle Mitpatienten und -sportler und alle Trainer und Therapeuten der Praxis, inklusive natürlich der Verwandtschaft.  Commissaria Roberta Casanova und ihre neue Assistentin haben alle Hände voll zu tun…..

Geschrieben ist der Roman aus zwei verschiedene Erzählperspektiven: einmal wird altherkömmlich aus der auktorialen Perspektive die Story erzählt, und dann kommt aber zwischendurch immer der oder die Mörderin selbst zu Wort. Diese eingeschobenen Kapitel sind allesamt mit „M“ (wie Mörder?) betitelt, und der oder die Neu-Verbrecher/in lässt uns an ihren Gedanken teilhaben. Was teils sehr witzig ist, schließlich ist das das erste Verbrechen, der erste Mord, da weiß man ja noch nicht so genau, wie man sich im Anschluss möglichst unverdächtig zu verhalten hat….!

Mein Leseeindruck: ich sag es vorab, ich war bestens unterhalten 😊. Ich persönlich würde diesen Krimi unter cozy crime einstufen, es war recht unblutig, nicht wirklich thrillig, aber, wie definiert Wikipedia dieses Genre doch so schön? „Der Cosy-Krimi besitzt eine dichte Atmosphäre und Lokalkolorit. Die Spannung eines Cosy-Krimis besteht weniger aus actionreichen Szenen, als vielmehr aus den auszulotenden Tiefen der handelnden Figuren. Deren psychosozialen Verstrickungen innerhalb authentischer Lebens- und Arbeitswelten, gepaart mit interessanten, aktuellen Themen abseits der Kolportage und des Klischees, machen die Atmosphäre dieses Genre aus.“ Und das trifft hier komplett zu. Der Krimi hier lebt von den Personen und dem Lokalkolorit.

Mir hat vor allem die Commissaria zugesagt. Roberta ist 40, erfolgreiche Kriminalerin mit Killerinstinkt, und lesbisch, mit einer Lebensgefährtin, bei der langsam die biologische Uhr zu ticken beginnt. Roberta selbst sieht das ganz anders –  und es wird ihr noch ganz anders zumute, als ihre Frau plötzlich sich mit ihrer Mama zu verbrüdern, äh, zu verschwestern beginnt und die beiden anfangen, eine Wohnung neu einzurichten…. Man merkt es, hintergründig tobt feiner Humor, hat mir super gut gefallen.

Noch ein paar Worte zur Atmosphäre. Der Krimi spielt im Jahre 2020. Sprich, nach dem ersten Corona-Lockdown. Das hatte ich so nicht erwartet, aber man wird schon auf den ersten Seiten in diese Zeiten zurückgeworfen. Als im ersten Kapitel der Physiotherapeut Davide zufrieden zur Kenntnis nimmt, dass die Zahl der Corona-Neuinfektionen gesunken ist, habe ich erstmal genervt gezuckt, weil ich eigentlich keine Lust habe, mich literarisch mit den Pandemiejahren auseinander zu setzen, ich gebe zu, das triggert mich. Aber, jetzt kommt die Entwarnung: dieses Coronajahr bildet wirklich nur den zeitgeschichtlichen Hintergrund und das Thema wird generell sehr unideologisch behandelt. Also ist beispielsweise die Commissaria leicht genervt, wenn ihr Agente mit jemand gesprochen hat, zu dem er null Personenbeschreibung abliefern kann, weil: Maske und Käppi sind halt blöd, wenn ein potentiell Verdächtiger da war.  Was ich sagen will: trotz der Hinweise auf die C-Maßnahmen ließ sich das Buch gut lesen, und die Autorin hat sich hier sehr um Objektivität bemüht.

Ich komme zu einem Abschluss: das hier ist der vielversprechende Auftakt zu einer neuen Krimireihe an einem wunderbaren Ferienort, mit coolen Protagonisten. Flott geschrieben; ich bleibe gerne am Ball und freue mich auf die nächsten Teile!

Herzlichen Dank an den Gmeinerverlag für das Rezensionsexemplar!

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