von Franziska Szmania

 

Neuerscheinung 2020 im Selbstverlag

Der Inselstaat Selvia ist seit 200 Jahren abgeschottet von der Welt, bzw. vom Festland, und obwohl wirtschaftlich sehr weit entwickelt, ist doch die Gesellschaftsordnung auf einem Level stehen geblieben, bei dem die Männer das absolute Sagen haben, und die Frauen sittsam und rechtlos das Haus hüten. In diesem Regime wächst auch die Kaufmannstochter Eva Paradi auf, wohlbehütet und geschützt. Sie ist 16 Jahre alt, und das bedeutet, dass sie bald auf den Heiratsmarkt muss, das alljährliche gesellschaftliche Grossereignis Selvias. Auf dem Heiratsmarkt präsentieren sich die Mädchen, und ihr Wert wird bestimmt. Und zwar im tatsächlichem Sinne des Wortes: nach dem Markt erwarten die Eltern die Angebote und Besuche potentieller Ehemänner, die es sich leisten können, eine Ehefrau zu kaufen. So sehr Eva auch eine ordentliche Inselfrau sein will, so sehr kommen ihr doch Bedenken, je näher dieses Ereignis rückt.

Zeitgleich beginnt eine Rebellion auszubrechen, denn nicht nur die Unterdrückung der Frauen gärt, sondern auch das Leben der ärmeren Bevölkerung in den Randbezirken gibt Anlass zum Aufstand…..

Als die Revolte tatsächlich beginnt, wird Eva inmitten ihren blutigen Unruhen erfasst und gegen ihren Willen in ein Umerziehungslager für abtrünnige Frauen verschleppt. Der Alptraum beginnt – wird sie hier je wieder herauskommen?

Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von Eva erzählt, und wir begleiten sie durch ihren Alltag, in ihre Schule, nehmen an ihrem Denken und ihren Gefühlen teil.  Und Eva ist nicht die rebellische Heldin, die von sich aus aus den Normen ausbricht und die Dinge hinterfragt, sie ist eine ganz normale junge Frau, deren Abenteuerlust von den Eltern früh gekappt wurde – sie ist lieb, sie ist nett, sie will nur ein ganz normales glückliches und friedliches Leben führen, und merkt doch, dass das nicht funktioniert. Dass das Modell, in das ihre Eltern sie pressen wollen, sie nicht glücklich macht. Dass sie mehr will vom Leben. Dass es mehr geben muss.

Als ihre Welt komplett zusammenbricht und sie den Terror im Lager erfahren muss, setzt das Umdenken ein. Herzzerreissend, wenn Eva sich fragt, dass sie alles immer richtig gemacht hat, und nun doch kollektiv bestraft wird und für eine Rebellion büssen muss, die sie doch gar nicht angezettelt hat. Aber aus der leisen Eva wird langsam eine starke Eva – und hierbei dürfen wir sie begleiten.

Mein Fazit: sehr gut und flüssig geschriebene Dystopie. Mit den echten und detailliert ausgearbeiteten Charakteren war „Eva Herrschaft“ ein Buch, dass ich trotz knapp 400 Seiten fast in einem Rutsch durch gelesen habe. Die Grundstimmung ist eher düster, und die Tage im Lager beeinhalten schon ein paar Gewaltszenen – für schwache Gemüter nicht geeignet, das wäre als Film wahrscheinlich frei ab 16 – aber ich fand es total spannend. Auch die Entwicklung von Eva war mitreissend – eben weil sie so echt ist. Ihre Zweifel hat. Ihre Wut, ihre Emotionen.

Ich war begeistert. Ich war von der ersten Seite an mitten im Geschehen, und konnte das Buch kaum weglegen – so soll es sein bei einem guten Roman! Volle Punktzahl!

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