von Anne Perry

erschienen 2022 im  adrian & wimmelbuchverlag

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Ursprünglich bereits 1982 erschienen, ist dies hier die überarbeitete Neuauflage des 3. Teils der Reihe um den Polizisten – mittlerweile Inspector – Thomas Pitt und seiner Frau Charlotte. Wir befinden uns im viktorianischem London, und Pitt hat einen Mord aufzuklären: im Leichenschauhaus liegt die vergewaltigte und erstochene 17jährige Fanny Nash, eine junge Frau aus der Oberschicht. Und zwar aus der gehobenen Oberschicht: die Verstorbene lebte im Paragon Walk, eine der allerersten Londoner Adressen – übrigens in direkter Nachbarschaft von Lady Emily Ashworth, Charlottes Schwester, die in den Adel eingeheiratet hat.

Thomas beginnt seine Ermittlungen in den sogenannten feineren Kreisen, und muss sich erneut mit Vorurteilen auseinandersetzen: schließlich ist man am Paragon Walk überzeugt, dass kein Gentleman zu einer solch brutalen Tat fähig ist. Je tiefer Pitt aber gräbt, desto mehr tauchen auch in der Oberschicht die Leichen im Keller auf, oder vielmehr im Schornstein auf, und zwar sowohl im übertragenem als auch im tatsächlichen Sinne… und wo Thomas als Polizist nicht mehr weiterkommt, da helfen ihm Charlotte und Emily weiter, denn in den Salons werden auch Geheimnisse gehandelt….

Ja, wie schon gewohnt tauchen wir hier als Leser direkt in die Geschichte und Atmosphäre des Londons vor über 150 Jahren ein. Anne Perry schreibt flüssig und bildhaft mit vielen zeithistorischen Details. Da ich ja jetzt schon das dritte Mal mit den Pitts und Emily auf Ermittlungen unterwegs bin, habe ich schon das Gefühl, alte Bekannte wieder zu treffen. Die Figuren gewinnen auch von Band zu Band mehr Tiefe, und die Beziehungen, die sie untereinander haben, werden ausgebaut. Das hat mir ausnehmend gut gefallen.

Die Ermittlungen selbst sind wieder eher die klassische Detektivarbeit, sprich, durch viele Befragungen und detaillierten Untersuchungen und Beobachtungen kommt am Ende die Wahrheit ans Licht. Allerdings hatte ich dieses Mal das Gefühl, ein paar Dinge wiederholen sich. Genau wie im zweiten Teil muss Pitt in der gehobenen Gesellschaft ermitteln, hat erneut wieder eine relativ begrenzte Anzahl an Verdächtigen, nämlich die Leute, die in dieser einen Straße wohnen, und muss sich wieder mit reichen Müßig-Gängern und deren Vorurteilen herumschlagen. Als Polizist gehört Pitt per se der arbeitenden unteren Schichten an, und das lässt man ihn wieder spüren. Also ich hatte da viele Parallelen zum Vorgängerband der Reihe gefunden, und das fand ich dann wenig spektakulär. Das hatte dann für mich ein paar Längen, obwohl die Verbrechen ganz anders aufgebaut waren. Aber von der Ermittlungsmethodik und vor allem dem gesellschaftlichen Rahmen ähnelte sich viel. Ich wäre begeisterter gewesen, hätte ich den 2. Band eben nicht erst vor kurzem gelesen.

Ich mache es mit meinem Fazit kurz: es war erneut ein guter Roman, aber aus oben genannten Gründen hat es mich nicht so wirklich vom Hocker gehauen. Nichtsdestotrotz, ich mag die Atmosphäre und die Protagonisten, und ich lese bestimmt noch mehr von ihnen – genügend weitere Teile gibt es ja 😉

Von mir gibt es 4 von 5 Sternen!

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