von Richard Roper

Neuerscheinung Juli 2022 bei Wunderlich / Rowohlt

Untertitel: Freundschaft ist ein Weg aus vielen kleinen Schritten

Link zum Buch

Theo ist 30 und wohnt seit 2 Jahren im Gartenschuppen seiner Eltern. Just bevor die elterliche Räumungsklage kommt, erscheint sein alter Schulfreund Joel an der Tür. Joel ist alles, was Theo nicht ist: erfolgreicher Comedy Schreiber, gut situiert, in liebevoller Langzeitbeziehung lebend, mit Häuschen im noblen Londoner Hampstead. Seit 13 Jahren haben Joel und Theo nicht mehr miteinander gesprochen, seit einem schrecklichen Unfall, der Theos jüngere Schwester querschnittsgelähmt zurückgelassen hat….

Und nun erinnert Joel Theo an ein altes Versprechen, das die beiden sich im Teenageralter gegeben haben: mit 30 – also sozusagen als steinalte Greise – wollten sie den Themsepfad gemeinsam wandern. Der Themsepfad ist 184 Meilen lang, ein Fernwanderweg, der von der Themsequelle in Kemble in Gloucestershire, der Heimatstadt der beiden, bis nach London führt.

Theo hat eigentlich keinerlei Interesse an dieser Wanderung, aber er hat das Gefühl, etwas wieder gut machen zu müssen, und außerdem hat er sowieso ansonsten nichts wirklich Wichtiges zu tun, und erscheint am verabredeten Treffpunkt. Und so beginnt eine sehr denkwürdige Reise, bei der die beiden ihre Freundschaft Revue passieren lassen – und auch all die Dinge, die sie damals auseinanderdriften ließen.

Und beide haben auf dieser Wanderung so einiges neueren Datums zu verarbeiten. Joel leidet an einer tödlichen Krankheit, über die er mit niemanden sprechen kann, und Theo muss sein Leben wieder auf die Reihe kriegen. Der Klappentext sagt: „So beginnen sie ihre Reise entlang der Themse und auf dem Weg zurück zu sich selbst und zueinander.“

Im original heißt das Buch „When We Were Young“, und ich finde den englischen Titel irgendwie passender: vieles dreht sich um die Vergangenheit, die die beiden Männer wieder aufleben lassen. Um die guten und die weniger guten Dinge, die uns schließlich zu dem haben werden lassen, der wir sind.

Mir hat der Roman ausnahmslos gut gefallen. Richard Roper schreibt echt witzig, ich mag seinen Humor, ich hatte oft ein Grinsen im Gesicht, und trotz der eigentlich ernsten Thematik war das nie flapsig, sondern einfach echt. Echt liebevoll. Echt lustig. Echte Freundschaft.

Zusätzlich liebe ich das Wandern – also vom Setting her war das sowieso ein Buch für mich. Den Themsepfad werde ich mir mal merken. Es scheint zwar nicht der Spektakulärste aller Trails zu sein, aber muss wohl landschaftlich sehr reizvoll sein (ich musste es googeln; und diverse Hikingapps empfehlen den Weg ebenfalls). Also, das war jetzt ein persönliches Plus für mich; dieser Roman ist kein Wander- oder Pilgerroman, aber wer Affinität zum Wandern hat, wird das Buch zusätzlich mögen.

Ja, es geht um die großen Themen des Lebens: Freundschaft, Familie, Liebe, das Erwachsenwerden, geplatzte Erwartungen und Träume, das volle Programm. Mich hat es völlig abgeholt. Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und gelitten, und habe sie sehr gerne auf ihrem Weg begleitet. Das Buch regt zum Nachdenken an, und zaubert einem dann wieder ein Lachen ins Gesicht. Große Klasse, ich fands toll!

……Bloß das Titelbild hat es mit gar nicht angetan. Wenn ich nicht schon den Erstling des Autors „Das Beste kommt noch“ gefeiert hätte, wäre dieser Titel an mir vorbei gegangen. Also: Bitte nicht von dem eher drögen Cover abhalten lassen 😉. Dieser Roman lohnt sich!!!

Vielen Dank an den Rowohltverlag für das wunderbare Leseexemplar!

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