von Lindsay Hooper

erschienen Juli 22 im Rowohltverlag

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Hier ist ein Buch, auf das ich mich gefreut hatte: Der Titel und der Klappentext klangen nach einem locker-flockigem Sommer-Sonne-Ferien-Roman, in einer interessanten Umgebung, dem alten Wohnhaus des grossen Schriftstellers Ernest Hemingways auf Key West, und Katzen spielen anscheinend auch eine Rolle. Das Coverbild verstärkt diesen Eindruck. Also, ich hatte gewisse emotionale Erwartungen an den Roman. Und ich sag es gleich – die sind nicht wirklich erfüllt worden.

Aber erst mal kurz zum Inhalt: Direkt nach dem Studium ergattert Laura Lange einen Job als Touristenführerin im Hemingway-Haus. Die junge Frau ist kaum angekommen und verliebt sich Hals über Kopf in die 54 Katzen, die das Anwesen bevölkern; allesamt Nachkommen von Hemingways Hauskatzen. Sie versteht sich auch gleich bestens mit ihren 2 chaotischen WG-Genossinnen, schliesst Freundschaft mit der lokalen Taxifahrerin und 2 älteren Damen, und wird von Katzenpfleger Jake umworben….und irgendwann rast ein Hurrikan auf die Insel zu und noch mehr Chaos bricht aus.

Was mich an diesem Roman fast schon von der ersten Seite an irritiert und letztendlich auch gestört hat, ist der Erzählstil. Oder vielleicht sollte ich sagen, die Erzählstile – Plural? Es beginnt mit einer poetisch angehauchten Beschreibung der Sonne über Key West,  die sich jeden Morgen weigert aufzugehen, und dann werden erst mal die Katzen beschrieben. Nicht alle 54, aber doch einige, und  zwar in einer Art und Weise, die ich so in Kinderbüchern erwarten würde. Jede Katze hat ihren Charakter und eine eigene Sicht der Dinge (ja, haben sie, ich habe selbst Katzen, das ist nicht mein Problem. Mein Problem ist der versimplifizierte Erzählstil.) Dann geht es eine Weile um Laura und ihre Ankunft auf der Insel. Das war ganz witzig, der Stil war aber irgendwie auch in simplen Worten. Mehrfach fällt das Adjektiv „süss“ in Bezug auf Laura und einen der jungen einheimischen Männer (ich glaube es war Matt, der damit betitelt wurde), und das sind so Worte, die finde ich in Belletristik immer schwierig, da zucke ich unwillkürlich. Ich fand es auf jeden Fall stilistisch echt flach.

Und dann kam noch eine dritte Variante ins Spiel, Lauras eigene Tagebucheinträge, die dann in kursiv gesetzt waren. Also wir haben hier spontan ab Seite 207 die Ich-Perspektive aus Lauras Tagebuch. Wobei diese Tagebucheinträge sich für mich auch nicht wirklich nach Tagebuch anhören, da viele ausgefeilte Dialoge vorkommen – wer schreibt so Tagebuch?

Also irgendwie hat mich das völlig aus dem Lesefluss gebracht. Bzw, es hat verhindert, dass ich überhaupt in einen Fluss gekommen bin. Ich hab mich zwischenzeitlich gefragt, ob die Übersetzung so schlecht ist, oder ob hier verschiedene Autoren am Werk waren? Aber sei es drum.

Ich hab nach dem ersten Drittel den Roman leider nur noch quer gelesen. Ich wollte schon noch wissen, was noch so kommt, aber so richtig interessiert hat es mich nicht mehr.

Mich haben die Charaktere irgendwann auch nicht mehr berührt. Und einiges hat mich nicht nur verwundert, sondern auch gestresst: die Chaos-Zwillinge Jolene und Jilly, Lauras Vermieterinnen beispielsweise, deren Haus mit Tieren vollgestopft ist. Mal ernsthaft, wer hat schon freilaufende Spinnen und Schlangen gemeinsam mit Vögeln und Katzen in der Bude? Und dann kommt die neue Mitbewohnerin, findet auf ihrem Bett eine Schlange vor, aber ist alles ok, wir sind ja Tierfreunde und cool. Und als der Sturm kommt, wird alles an Viehzeug in einen Van gestopft und evakuiert – ist klar, ja. Mit der Katze auf dem Beifahrersitz und dem Leguan, der auf der anderen Seite zum Fenster rausguckt. Das ist ein wenig realitätsfern. Nur ein kleines bisschen.

Noch ein Punkt, den ich erwähnen möchte: viel zu Hemingway kommt hier nicht rüber. Ich hatte irgendwie gedacht, wenn das Ganze schon auf seinem ehemaligem Anwesen spielt, gibt es vielleicht Reminiszenzen zu ihm und seinem Werk, aber ausser dass einige der Katzen nach Familienangehörigen benannt wurden und einige skurrilen Vergleiche von Eigenschaften des Katers Pawpa Hemingway zu denen von Ernest gezogen werden, hab ich leider nichts bemerkt. Also, das Hemingway-Haus ist tatsächlich nur schöne Kulisse im Hintergrund und wer glaubt, er würde hier einige literarische Wissenslücken beim Lesen des Romans nebenbei füllen können, liegt leider falsch.

Schade. Ich mag eigentlich locker geschriebene Sommerromanzen zwischendurch ganz gerne lesen, aber locker und gleichzeitig gut und mitreissend schreiben ist halt auch eine Kunst.

Doppelt schade, weil das Buch ein Rezensionsexemplar ist, aber es hat mir einfach nicht zugesagt.

Ich verteile leider nur 2,5 von 5 Sternen.

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