von Christine Jaeggi

 

Liebe , Kunst und Mord

Luzern 2018: Helena ist alleinerziehende Mutter von Teenager-Zwillingen und lebt am Rande des Existenzminimums. Als sie arbeitslos wird, ist sie gezwungen, einen Job als Zimmermädchen im Hotel Kronenberg, dem Luxushotel der Stadt, anzunehmen. Das Problem bei dem Job ist nur, dass sie vor Jahren mit Moritz Kronenberg liiert war, und nach dessem Tod vom Rest der Familie verjagt wurde…

1940-42: Die Schwestern Lydia und Hedi arbeiten nach dem Tod Ihrer Eltern als Zimmermädchen im Hotel Kronenberg, und bauen sich eine neue Existenz auf. Während Lydia auf den jüdischen Kunstsammler Hector Löwenberg trifft und sich in in verliebt, trifft Hedi auf Kurt, der ebenfalls im Hotel arbeitet.

Strassburg 1871: Rosaline Löwenfeld stirbt, und ihr Mann Amos sinnt auf Rache. Und alles, was ihn an seine Frau erinnern soll, ist das Gemälde der „Tänzerin im Regen“.

In Ihrem Roman „Das Gemälde der Tänzerin“ verbindet Christine Jäggie diverse Erzählstränge auf 3 verschiedenen zeitlichen Ebenen, und erzählt auch aus verschiedenen Perspektiven. Dreh- und Angelpunkt sind das Hotel Kronenberg und deren Besitzer, die Familie Kronenberg, und das verschollene Gemälde der Tänzerin im Regen. 2018 macht sich die Erbin der Löwenstein-Sammlung auf die Suche nach dem Bild, und zieht in diese Ermittlungen Helena und die Kroneberger mit hinein. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges war das Hotel Umschlagplatz für Raubkunst und entartete Kunst, und hier kreuzen sich auch die Wege von Lydia und Hedi mit dem Gemälde.

Ich bin mit der Beurteilung des Buches ein wenig zwiegespalten. Einerseits liest es sich sehr flüssig, und durch die verschiedenen Erzählperspektiven und -ebenen kommt auch sehr viel Spannung und Schwung ins Geschehen, aber es sind unglaublich viele Protagonisten hier dabei, von denen fast jeder interessante Dinge zum Plot beiträgt. Es tummeln sich aber für meinen Geschmack schon fast zu viele Leute, und am Anfang des Buches gibt es zwar ein (mehrseitiges!) Personenregister, aber ich hab das Buch als eBook gelesen, das hat mir insofern nicht viel gebracht. Es sind unglaublich viele Nebenschauplätze dabei, alle in sich stimmig, alle im Bezug aufs Grosse Ganze stimmig, aber wie gesagt, insgesamt ist hier sehr viel los, ich kam mir fast vor wie bei einer daily soap, in der auch sehr viele Darsteller nebeneinander und miteinander agieren. Fürs Lesen war es teilweise etwas anstrengend, immer zu behalten, wer ist wer. Und teilweise waren die Ereignisse auch etwas vorhersehbar. Zumindest die zwischenmenschlichen Ereignisse. Hier wurde es teilweise etwas klischeehaft.

Wirklich spannend fand ich die Passagen, wenn es um die Wege der Raubkunst ging. Anhand der Tänzerin im Regen wurde dargestellt, wie jüdische Sammler enteignet wurden, und auf welch verschlungenen Wegen die Kunstwerke im Auftrag der Nazis im Ausland verkauft wurden und mittlerweile oft in Privatsammlungen verschwunden sind. Hier ein bestimmtes Bild wieder aufzufinden, ist Detektivarbeit, und deckt Schicksale auf.

Im Bereich Kunst und Raubkunst merkt man auch, dass hier sehr sorgfältig recherchiert wurde.

Mein Fazit: 4 von 5 Punkten. Ein paar weniger Nebenschauplätze, oder einfach ein etwas längeres Buch, das hätte mein Lesevergnügen gesteigert.

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