von Ernest van der Kwast

erschienen im btb Verlag (11. Oktober 2023)

Link zum Buch

Also, mich hat hier der Klappentext gecatched. Das Cover fand ich auch ganz niedlich mit dem Panda (Spoiler: im Laufe des Romans erfahren wir, dass der Panda ein Sinnbild für die etwas eingeschlafene Erotik im Hause Lindke ist 😊), und ich habe hier einen witzigen Roman mit Tiefgang erwartet, ja, fast schon ein wenig Klamauk. Fragt mich nicht, wieso ich auf Klamauk kam, aber Gesamtpaket von Cover und Klappentext haben das in mit ausgelöst. Und jetzt als erstes: Klamauk ist das hier Null. Und witzig auch nur halbwegs, weil der Autor einen Sinn für Humor hat, der hin und wieder durchblitzt.

Das ist nicht schlecht per se, ich wollte aber nur mal sagen, es war anders als erwartet.

Okay, aber nun ein wenig mehr zum Inhalt. Wir sind hier bei der Rotterdamer Familie Lindke, und bei Peter, Kee und den zwei Söhnen. Peter und Kee haben sich nicht mehr wirklich viel zu sagen, man lebt so nebeneinander her. Peter ist Kurator im Museum, seit 20 Jahren, und das mit Herzblut. Als ein neuer Rembrandt entdeckt wird, ist er als einziger der Auffassung, dass das Bild eher einem Schüler zuzuschreiben ist – und nachdem Peter das im Fernsehen losgelassen hat, ist er seinen Job los. Er ist geschockt, und sagt der Familie nichts davon. Und da man eh wie gesagt so nebeneinander her lebt, im besserverdienenden Milieu, kann man das auch problemlos verheimlichen. Man merkt schon, ich werde lakonisch, das ist echt depressiv machend, so eine Beziehung, finde ich. Peter und Kees sind auch nicht wirklich glücklich damit, aber man schweigt sich halt so an.

Dann trifft Peter eines Vormittags zuhause auf Dschemine, die Putzfrau, von deren Existenz er bis dato keine Ahnung hatte (frag mich, wie das geht – das Ehepaar Lindke hat wohl noch nie wirklich viel kommuniziert). Auf jeden Fall, Dschemine hat wirkliche Probleme mit Schulden und nur halblegalem Dasein, und Peter, der ja eh nix besseres gerade zu tun hat, entdeckt eine ganz neue Seite an sich und hilft ihr, ihr Leben zu sortieren und erledigt Behördengänge für sie. Und anschließend auch für Ilyas, einem jungen Mann, der noch tiefer im Schlamassel ist, und eine ziemliche Herausforderung darstellt….

Jaaaa. Was sag ich dazu. Der Autor legt seinen Finger tief in die Wunden des modernen Gesellschaftssystems und dem Zusammenleben  – oder vielmehr dem Nicht-Zusammenleben – der alteingesessenen „Locals“ mit den Migranten. Dschemine und Ilyas natürlich sind hier Paradebeispiele, und Peter arbeitet sich ab an ihnen, er muss sich und seine Ansichten immer hinterfragen. Gut geschrieben, gut gemacht.

Und auch im Wohnviertel der Lindkes, einem gentrifiziertem aufgehippten Quartier trifft arm (die Migranten) und reich (die Niederländer) teils bös aufeinander, und guter Wille (beider Seiten) trifft auf harte Realität.

Ich fand das ganz spannend, diese Darstellung des Zusammenprallens beider Welten, war gut gemacht, aber ich muss jetzt auch ehrlich sagen, insgesamt war mir der ganze Roman zu depri. Das waren definitiv keine glücklichen Leute, nirgends, und auch das Setting und die Probleme waren nicht wirklich erheiternd. Ich fand, da ist auch nicht unbedingt eine große Entwicklung der Protagonisten gewesen. Ja, klar, Peter hat sich sozial engagiert und er ist mal aus seinem Quark gekommen, aber ich bin mir sicher, sobald er wieder einen neuen Job hat, ist die Phase auch wieder vorbei. Bei Kee war gar keine Entwicklung zu sehen, die ist einfach in ihrem Gutmenschtum drin, ist unzufrieden mit ihrer Ehe und sich selbst, aber da kam irgendwie gar nix.  Keinerlei produktives Nachdenken, keinerlei Ideen, was man so machen könnte, um das Leben zu verändern. Ach sorry, ich vergaß, Kees überlegt, einen Seitensprung zu wagen, mit einem Typ, den sie selbst nur halbgar attraktiv findet – und natürlich wird das nix.

Also nee, der Roman hat mich nicht glücklich zurückgelassen, ich habe auch keine neuen Erkenntnisse gewonnen.

Der Schreibstil ist flüssig und wie gesagt, mit ansatzweise durchblitzendem Humor, aber so wirklich gepackt hat es mich nicht.

Ich vergebe 2,5 Sterne von 5, und bedanke mich beim Bloggerportal vom Randomhouse für das Rezensionsexemplar.

Vielleicht gefällt dir auch das: