von Theresa Lachner

Lvstprinzip – ja, mit V, statt mit U! – ist der grösste deutsche Sexblog und das Projekt der Journalistin Theresa Lachner. Wobei ich ehrlich gesagt im Bereich Sexblogging keine grosse Ahnung habe, ich weiss gar nicht, was es sonst so am Markt gibt, den einzigen Blog, den ich jetzt kenne, ist Lvstprinzip.de – und den finde ich gut gemacht, also gleich zu Beginn eine Empfehlung am Rande.

Das Buch ist nun keine Zusammenfassung der Blogeinträge in Buchform., sondern ist Theresa Lachners Biografie, eine Reise durch ihre Erwachsenenjahre, die zu Lvstprinzip.de geführt haben.

Frau Lachner schreibt über ihren beruflichen Werdegang, wie sie jahrelang als Journalistin – sowohl angestellt bei diversen Frauenmagazinen als auch selbständig als Freelancerin – ihre beiden Leidenschaften, das Schreiben und das Reisen, miteinander verbunden hat. Und natürlich geht’s um ihre weitere Leidenschaft: genau, um Sex. Mit diesem Buch hat „Theresa Lachner eine entwaffnend offene Biografie ihres Begehrens geschrieben“ (Rückseite Klappentext).

Und ja, entwaffnend ehrlich ist sie, und in Bezug auf Sex nimmt sie kein Blatt vor den Mund. Wunderbar normal wird über Sex in allen Spielarten geplaudert, und die Autorin hat hier auch viel zu berichten: von Tinder-Dates über organisierte Sexparties, Pornodrehorte,  Tantra Lehrgänge und das Erlernen spiritueller multipler Orgasmen, die Spielwiese ist gross, und der Leser erhält einiges an Einblicken in den Markt der sexuellen Möglichkeiten, tested by Ms Lachner.

Wer jetzt voyeuristisch wird, ja, klar, der wird bis zu einem gewissen Grade seinen Voyeurismus auch beim Lesen befriedigen, aber die Autorin nimmt ihre Leser mit auf eine Entwicklungsreise, die auch traurige Orte beeinhaltet. Sexuelle Nötigung zum Beispiel, ein eher dunkles Kapitel in der Biografie, ist auch Frau Lachner passiert, und mit dem Schreiben verarbeitet sie dies für sich und lässt ihre Leser daran teilhaben. Das ist nicht nur ein Buch über Sex und sexuelle Befreiung, sondern auch über den Weg zu sich selbst. Das Buch ist sehr persönlich und ich bewundere Frau Lachner, dass sie uns auch auf den unangenehmeren steinigen Weg mitnimmt.

Und immer wieder: dieses Buch ist ein Aufruf an alles Frauen, ihre sexuelle Selbstbestimmung zu leben. Offen über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, und alles andere erst gar nicht zu akzeptieren. (Was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Meine persönliche Anmerkung.)

Mir hat das Lvstprinzip gut gefallen, es ist flott geschrieben (vielleicht teilweise zu flott, es gibt Unmengen an Anglizismen, um es nett auszudrücken; Denglish, um es nicht so nett zu sagen, das hat mich teilweise schon ein wenig genervt, muss man mögen), und echt interessant.

Ich habe mich nicht mit allem, was die Autorin ausprobiert hat, anfreunden können (auf dem Weg zum weiblichen Orgasmus gibt es doch wohl ziemlich viele Workshops teilweise dubioser Anbieter, und so neugierig und entspannt, alles mal mitzumachen, bin ich persönlich dann doch nicht ), aber es ist ihr Weg, nicht meiner. Für mich war’s teilweise auch zu viel Technik, zu viel Ausprobieren, aber irgendwie zu wenig Gefühl. Es ist toll, zu sagen, Sex und Orgasmen sind toll, aber ich (persönlich) muss nicht alles und jeden an meiner Vagina die Dinge ausprobieren lassen. Darum auch „nur“ 4 von 5 Sternen von mir.

Trotzdem : Leseempfehlung!

Vielleicht gefällt dir auch das: