von Hannah Richell

Neuerscheinung 2022 im Dianaverlag / Randomhousegruppe

Link zum Buch

Vor 8 Jahren hat Margot Sorrell ihr Elternhaus in Somerset verlassen. Nun ist sie wieder auf dem Weg zurück, denn ihre Schwester Lucy heiratet, und die ganze Familie soll sich zur Hochzeit auf dem altem Gutshaus am Fluss wiedersehen. Die ganze Familie, das sind noch die ältere Schwester Eve samt Gatte und Kindern, Vater Ted mit seiner neuen Frau und Mutter Kit, ihres Zeichens Bestsellerautorin und etwas schrullig in ihrer eigenen Welt lebend. Für ein paar Tage, denkt Margot, wird sie sich zusammen reissen können, um Lucy eine schöne Feier zu schenken. Genauso denken die anderen Familienmitglieder aber auch, und es sollen Tage werden, bei denen so einige Leichen aus dem Keller ans Tageslicht kommen, bevor es zur Versöhnung kommen kann…..

Die Geschichte wird abwechselnd aus dem hier und jetzt erzählt, im Präsenz, und in einer zweiten Erzählebene wird die Familiengeschichte, die Liebesgeschichte der Eltern, und der Verlust der Liebe, beschrieben und aufgearbeitet, im Präteritum.

Der Plot ist prinzipiell interessant. Mich hat die Kurzbeschreibung gepackt, das klang gut, und auf dem Klappentext rezensiert Katherine Webb mit den Worten „Dieses Buch ist wunderschön geschrieben, es hat eine kraftvolle Botschaft. Hoffnung und Traurigkeit verweben sich in der Geschichte. Sehr bewegend. Sehr eindringlich. Ich liebe es!.“ . Ok, der Stil ist tatsächlich sehr schön, einerseits flüssig und sehr gut lesbar, aber doch mit einer gewissen sprachlichen Eleganz, sowas weiss ich durchaus zu schätzen, und ja, es gibt hier Hoffnung und Traurigkeit und Katharsis – das ganze ist tasächlich sehr eindringlich. Allerdings bin ich jetzt mach Abschluss der Lektüre nicht ganz so mitgerissen und enthusiastisch, denn irgendwie war mir die komplette Familie zu dysfunktional. Die waren mir einfach zu kaputt. Oberflächlich gesehen scheinbar perfekt, und knapp unter der Oberfläche hat ja gar nix mehr gestimmt, und zwar sowas von gar nicht mehr, da hätten sich in der Realität mehrere Therapeuten jahrelang mit den einzelnen Familienmitgliedern abarbeiten können, da hätte eine Familienzusammenkunft nicht gereicht, um Heilung zu schaffen. Margot ist zutiefst traumatisiert, und ernsthaft, was ihr passiert ist, das ist nicht mit drei Umarmungen wieder gutzumachen. Ich halte mich mit spoilern jetzt zurück, aber am Ende kommen hier Knaller raus, sorry, die Frau ist durch.

Auch die Art und Weise, wie die Ehe von Kit und Ted, den Eltern, zerbricht, fand ich etwas unglaubwürdig – 4 Jahre hat der gute Mann ein Verhältnis mit der Nachbarin 2 Meilen die Strasse runter, Kit schaut weg, und als er dann endlich Nägel mit Köpfen macht und auszieht, sind alle 3 Mädels gut befreundet mit der neuen Frau an seiner Seite? Hmmmmmm. Patchwork in reality sieht anders aus.

Aber am Ende haben sich alle lieb. Also, wie gesagt, das war mir alles ein wenig zu rosarot, zu sehr dichterische Freiheit. Ich habe gut 2/3 des Buches fasziniert gelesen, und dann wurde es mir irgendwann zu unglaubwürdig.

„Ein bewegender Roman über Familie und verpasste Chancen.“ meint im Klappentext die Booklist dazu – verpasste Chancen würde ich es nicht nennen, wenn jedes Familienmitglied so in seiner eigenen Blase schwebt, dass er /sie/ es nicht sieht, was gerade den anderen zustösst. Da fallen mir andere Begrifflichkeiten für ein….

Aber nichtsdestotrotz, stilistisch hat es die Autorin drauf, sie kann schreiben, keine Frage, und das Buch an sich ist auch optisch sehr ansprechend gestaltet, mit aufklappbarem Cover, und wirklich stimmigen Bildern.

Also, ich merke, ich bin hier sehr zwiegespalten. Was vielleicht aber auch die Intention der Autorin war – über diese Lektüre lässt es sich mit Sicherheit in Buchclubs trefflich diskutieren.

Ich verteile 3,5 von 5 Sternen, und bin gespannt, wie andere Leser dieses Buch beurteilen.

Herzlichen Dank an das Bloggerportal vom Randomhouse für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares!

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