von Donna Leon, als Hörbuch gelesen von Joachim Schönfeld

erschienen bei Diogenes; 1. Edition (24. Mai 2023)

Link zum Hörbuch

Der 32. Brunettikrimi. Letztes Jahr neu erschienen. Ich höre es wie gesagt als Hörbuch, gottseidank, denn bei Diogenes haben sie durch die Bank nur richtig gute Sprecher.

Ja, wo soll ich anfangen. Ich habe vor etwa 30 Jahren (Halleluja bin ich alt😁) die ersten Fälle vom Commissario Brunetti echt geliebt. Die Stories waren gut, und natürlich war das Setting in Venedig toll. Ich glaub, das war damals auch mit ein Grund, warum das allesamt Bestseller hier in Deutschland wurden. Aber hey, ich war auch die ersten etwa 6 oder 7 Bände Fan. Dann hat es mich irgendwie nicht mehr so geflashed, und wenn ich hin und wieder mal im Fernsehen in einen Brunetti reingezapped habe, hat es mich eigentlich regelmäßig gelangweilt.

So, und nun sprang mir dieses neue Hörbuch ins Auge, und ich dachte, warum nicht. Also her damit 🙂. Fing auch ganz gut an. Dann habe ich die 3. von 7 CDs eingelegt, und holla, in der Mitte der 3. CD wird tatsächlich die Leiche entdeckt… ich habe jetzt 2 Stunden Vorgeplapper gehabt. Ich habe die 2. CD echt 2-mal gehört, weil ich dachte, ich habe was verpasst. Und jetzt weiß ich auch wieder, warum ich irgendwann aus der Serie ausgestiegen bin: episches Geplauder um die Protagonisten und deren Innenleben, aber wenig Krimi und Action. Oh Mann.
Eigentlich schreibt Donna Leon gesellschaftskritische Belletristik. Hatte ich leider vergessen.

Ja, ich bin echt etwas ratlos, was ich schlussendlich zu diesem Roman sagen soll. Ich habe die 7 CDs durchgehört, das habe ich dank des Sprechers durchgehalten, aber mir ist vom Fall nix hängengeblieben. Da war so viel Geplauder über alles Mögliche, da wurde episch auf Brunettis Befinden und das seiner Frau eingegangen, und immer wieder irgendwelche Rückblenden in die Vergangenheit, aber der Fall? Ja der Fall blieb mir ein Rätsel, und die Ermittlung und Lösung ging völlig an mir vorbei. Sowas ist mir ja noch nie passiert.

Das Bologna Attentat von 1980 wurde ausführlich beleuchtet, denn da war Brunetti wohl zugegen, da war er noch Student und aufmüpfig, und einer seiner Kollegen war auch damals dabei und war fast straffällig geworden. Dieses moralische Dilemma des damals 17jährigen noch-nicht-Polizisten wurde etwa eine halbe Stunde lang von allen Gesichtspunkten aus beleuchtet. Ja nu. Der Mord war aber heute.  Hm.

Ach ja, im Zuge der lgbtqXyz-Gesinnung haben wir natürlich auch einen schwulen Polizisten: im 32. (!!!) Fall wird Alvise als schwul zwangsgeoutet. Das passiert in den ersten Minuten, ist also kein spoilern. Ich weiß nicht- fand ich blöd. Wir sind ja so woke, da kommt kein Buch mehr ohne entsprechenden Protagonisten mehr aus, und wenn es keinen neuen Charakter gibt, dann wird ein alter zwangs-regenbogenbeflaggt.

Ach und noch was, was mich gewundert und geärgert hat: Man spricht auf Italienisch eine Ordensschwester nicht mit Sorella an, so wie Brunetti es permanent gemacht hat. Sorella ist die Schwester – aber die „Geschwister-schwester“. Eine Nonne ist die suora. Ist mir schon klar, wo das herkommt, im amerikanischen spricht man die Ordensdamen auch mit sister an, wahrscheinlich hat die amerikanische Autorin das einfach so für sich übersetzt, aber irgendwo müsste das doch mal irgendwem beim Herstellungsprozess des Buches aufgefallen sein. Naja, Italienern wird es wohl doch nicht auffallen, ich meine, ich habe mal ein Interview mit Leon gelesen, und die wollte zumindest damals nicht, dass ihre Brunetti-Romane in Italien auf Italienisch publiziert werden.

Ich komme zu einem Fazit: war nicht meins. Und war auch kein Krimi. Die Donna-Leon-Fangemeinde ist immer noch riesig, ich weiß nicht wieso, aber die nächsten Bände um den Commissario werde ich mir sparen.

Ich danke dem Diogenesverlag aber herzlich für das Rezensionsexemplar!

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